Mit der Faust in die Welt schlagen – Lukas Rietzschel

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Tobias und Philipp wachsen in dem fiktiven ostdeutschen Ort Neschwitz auf. In drei übergeordneten Kapiteln wird ihre Entwicklung im Roman << Mit der Faust in die Welt schlagen >> von Lukas Rietzschel im Zeitraum 1994 – 2015 skizziert. In den Jahren nach der Wende brechen die Strukturen im Osten langsam auseinander, alte Industrien gibt es nicht mehr, Menschen werden arbeitslos und ziehen weg, Schulen schließen.  Das bildet alles ein Vakuum in dem die Menschen Feindbilder und Erklärungen suchen. „Die da oben, die Wessis , die uns alles wegnehmen, die Sorben , die Türken, die Kanaken, später die Flüchtlinge“.  Tobias verbringt immer mehr Zeit mit dem rechtsextremen Menzel und wird auch in Ausschreitungen gegenüber Ausländer verwickelt. Philipp geht immer mehr seinen eigenen Weg und distanziert sich von seinen Bruder.

Die Sprache empfand ich als sehr nüchtern und als Hörbuch etwas trocken. Die Ankündigungen in diversen Medien und Rezension man könne den Rechtsextremismus mit diesem Buch im Osten besser verstehen, kann ich so nicht ganz nachvollziehen. Selbst in einer strukturschwachen Region in Westdeutschland aufgewachsen, kann ich die Entwicklungen im Buch zwar verstehen, aber nicht unbedingt daraus ableiten, wie man ausländerfeindlich, rassistisch und eine Tendenz zum Rechtsextremismus entwickelt.

Durch das Gespräch von Lukas Rietzschel am ZEIT – Stand auf der Frankfurter Buchmesse sehe ich das Buch nun ein wenig anders.

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Zum einem hat Lukas Rietzschel erklärt, dass mit dem Umbruch der Industrien in Ostdeutschland nicht nur Arbeitsplätzen fehlten, sondern auch plötzlich Sportvereine und andere soziale Aspekte. Perspektiven, die mir so nicht bekannt waren und auch ein anderes Blick auf das Buch werfen. Zum anderem hat Lukas Rietzschel kein Sachbuch über Rechtsextremismus geschrieben, sondern einen fiktiven Roman, in dem er seine beiden Protagonisten einen Lebenslauf schreibt, der so gewesen sein kann, aber nicht zwangsläufig so sein muss. Es gibt Denkanstöße, wirft Fragen auf und wir damit wohl dann doch zum „Buch der Stunde“ ;), wie es so gerne kommentiert wird. Es ist ein lesenswertes Buch und wird sicher noch den Einzug in diverse Schulen als Schullektüre finden.

 

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